Am 27. Mai wurde ein faschistischer Anschlag auf ein Behindertenwohnheim der Lebenshilfe in Mönchengladbach verübt. Ein Stein mit der Aufschrift „Euthanasie ist die Lösung“ zerstörte eine Scheibe der Eingangstür. Ein klarer Aufruf Menschen mit Behinderung zu ermorden, mit NS Sprache die an die T4 Aktion anknüpft, die Vernichtung von Behinderten durch die Nazis. Der Rechtsruck der Gesellschaft begünstigt den Hass auf behinderte Menschen, eugenische Sprache – und schließlich Handlungen.
Die Lebenshilfe rief nach dem Anschlag eine Solidaritätsveranstaltung ins Leben und veröffentlichte eine Liste der Redner*innen, freute sich über offizielle Vertreter*innen von Lebenshilfe und Politik. Auf der Redner*innenliste stand lediglich der Bundesabauftragter Jürgen Düsel als behinderter Mensch.
Daran übten Menschen u.a. vom rollfenden Widerstand im Vorfeld Kritik. Nichts über uns ohne ohne uns!
Eine Person aus der Gruppe bat im Vorfeld darum, als behinderter Mensch eine Rede halten können. Schließlich galt der Anschlag, wie an der hinterlassenen Botschaft erkennbar, den Behinderten selbst und nicht den Mitarbeitenden, die Botschaft galt der gesamten Behindertencommunity. Die Person erhielt eine Absage von der Lebenshilfe.
Die Aktivistis entschieden sich deshalb dafür die Solidaritätsveranstaltung der Lebenshilfe am 6. Juni in Mönchengladbach solidarisch-kritisch zu besuchen.
Solidarisch mit den Bewohner*innen und direkten Opfer des faschistischen Anschlages und kritisch gegenüber dem Heimbetreiber und seinen Umgang mit dem Anschlag.
In einem Interview hatte der Geschäftsführer des Heimes Özgür Kalkan, der Taz gegenüber, mehr Mittel für die Inklusion gefordert und die Heimpolitik mit Inklusion gleichgesetzt.
Die Abschottung von Menschen mit Behinderung in Sonderwelten wie Sonderschule, Heim oder Werkstatt ist jedoch das Gegenteil von Inklusion. Und auch kein Teil der Lösung.
Um die Worte der behinderten EU-Abgeordneten Katrin Langensiepen zu zitieren: [solch ein Anschlag] kann verhindert werden durch die Deinstitutionalisierung. Behinderte Menschen müssen selbstständig (mit Unterstützung) in Wohnungen leben können und nicht in Wohnheimen wo am besten jede*r weiß, wo sie wohnen.“ Ableismus tötet. Ableistische gesellschaftliche Strukturen sind mitgemeint.
Folgerichtig entschieden sich die Aktivistis die Bühne innerhalb der Kirche, wo die Veranstaltung stattfand, zu nehmen, nahmen kurz das Mikrofon an sich und zeigten ein Banner mit den Forderungen „Werkstätten abschaffen“, „Behinderten zuhören“ und „Mindestlohn für alle“. (die Lebenshilfe betreibt solche Werkstätte) Die Aktivistis wurden jedoch übertönt und rasch unterbrochen und zur Seite gedrängt. Nichts neues.
Wir werden nicht aufhören dafür zu kämpfen und sind für die Abschaffung von jeglichen Formen von Aussonderung und Isolation. Assistenz statt Heime! Grundeinkommen für alle und Ende des Kapitalismus!
Kampf gegen Rechts ist Kampf um echte Inklusion ohne Sonderwelten.