Menschen mit und ohne Rollstuhl mit Megafon, Banner "Weg mit ableitischen Strukturen. Für selbstbestimmt leben! im Hintergrund ein Stand der Lebenshilfe

„Inklusionstag“ Protestation auf dem lüneburger Marktplatz

PM der antiableistischen Aktion Lüneburg

Aktivist*innen der anti-ableistischen Aktion Lüneburg sind am 4.5.2025 mit Protestbanner durch den Marktplatz gezogen. „Weg mit ableistischen Strukturen – für selbstbestimmt leben!“ stand auf ihr Banner. Mit einem Megafon und Flugblätter klärten sie über die Hintergründe ihres Protest auf und kamen ins Gespräch mit Besuchern des Festes für „Inklusion“ und Vielfalt. Ihr Protest kam bei den Besucherinnen gut an. Er richtete sich gegen die Veranstaltung der Marketing GmbH. Die Aktivist*innen kritisieren die Verwendung des Begriffes Inklusion, obwohl keine Betroffenen und ihre Selbstvertretungsorganisationen eingeladen wurden. Statt dessen Organisationen der Behindertenhilfe, die Exklusion auf struktureller Ebene fördern und aufrechterhalten.

„Wenn Parallelwelten wie Förderschulen, Werkstätte für Behinderte, Heime gefördert und aufrechterhalten werden, ist das keine Inklusion, sondern Segregation. Diese Sonderwelten verstoßen gegen unsere Grundrecht aus der UN-Behindertenkonvention. Darin ist explizit eine Deinstitutionalisierung, hin zur Ermöglichung von selbstbestimmt leben, zum Beispiel mit persönlicher Assistenz. Es gibt durchaus auch im Einzelfall gute Initiativen bei den Organisationen der Behindertenhilfe. Das ändert am strukturellen Ableismus, den wir anprangern, jedoch nichts. Nichts über uns ohne uns! Weg mit Parallel-Welten.“ erklärte Cécile Lecomte, eine an der Aktion beteiligte Rollstuhlfahrerin. Die Veranstaltung selbst auf dem Marktplatz war nicht barrierefrei, kritisieren die Aktivist*innen weiter.

Demonstrierende, ein Plakat: Eine junge, afro-deutsche Frau fährt mit ihrem Rollstuhl seitlich aus dem Bild heraus. Sie guckt verärgert in die Kamera und zieht eine Grimasse.
Ihr Text: Um wessen Nutzen geht es? Sollen spezielle Behinderten-Angebote eigentlich behinderten Menschen nutzen – oder in erster Linie Nichtbehinderten, die damit Geld verdienen oder sich gut darstellen wollen? 
Zur Person: Désirée, mehr Infos online


Ableismus kommt aus dem englischen „to be able“ und betont die Ungleichbehandlung, Grenzüberschreitungen, Diskriminierungen und stereotypen Zuweisungen, die Menschen wegen ihrer Behinderung erfahren.
„Ableismus geht noch über Behindertenfeindlichkeit hinaus. Mit ihm lassen sich nicht nur behindertenfeindliche, diskriminierende Einstellungen und Handlungen fassen (im Englischen auch disablism genannt; Goodley, 2014), sondern auch die strukturelle Grundlage, auf der sie entstehen (Campbell 2009, S.5f; Goodley, 2014, 78).“ (Quelle Bundeszentrale für politische Bildung)

Die anti-ableistische Aktion Lüneburg lädt zur Teilnahme an der morgigen Demonstration zum europäischen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung in Hamburg (Spielbudenplatz) um 18 Uhr ein. Auf der Demonstration wird es zahlreiche Redebeiträge von behinderten Menschen geben.

Demonstrierende mit Banner ein Kind im Rollstuhl hält ein Banner: "Weg mit ableitischen Strukturen. Für selbstbestimmt leben!

Wir geben außerdem den Text aus dem verteilten Flugblatt im folgenden wieder:

Flugblatt:


Am 5. Mai ist der Europäische Protesttag für Gleichstellung und gegen Diskriminierung behinderter Menschen. Der heutige „Aktionstag Inklusion und Vielfalt“ steht in diesem Zusammenhang.

Aber was sieht man hier bei dieser Veranstaltung?

Die Behindertenhilfe stellt sich gut dar. Aber Selbstvertretungsorganisationen, in denen BEHINDERTE MENSCHEN SELBST DAS SAGEN HABEN, sind kaum zu sehen.

Die Organisationen der Behindertenhilfe sind in Wirklichkeit aber nicht die Unterstützer behinderter Menschen. Sie setzen sich nicht für die Wahrung der Rechte behinderter Menschen und für unsere Menschenrechte ein.
Sie schmücken sich mit dem Wort „Inklusion“, obwohl sie in Wirklichkeit oft für das Gegenteil stehen. Werkstätten für behinderte Menschen, Behindertenheime, Förderschulen und andere Sonder-Einrichtungen führen dazu, dass behinderte Menschen getrennt von nichtbehinderten Menschen leben, arbeiten, lernen und wohnen. Meist unter schlechteren Bedingungen. Der nichtbehinderte Teil der Bevölkerung bemerkt das noch nicht einmal, weil unsere Welten getrennte Sonderwelten sind.
Dafür stehen die Organisationen der Behindertenhilfe. Meistens für das Gegenteil von Inklusion.
Die Organisationen der Behindertenhilfe sind Teil der ableistischen Strukturen dieser Gesellschaft. Doch sie bekommen den größten Teil der Gelder, mit denen eigentlich behinderte Menschen und ihre Rechte unterstützt werden sollen.

Wenn behinderte Menschen nur dafür genutzt werden sollen, dass andere ein gutes Geschäft machen oder sich gut fühlen, weil sie an einem bestimmten Tag lächelnd an behinderte Menschen gedacht haben, dann hilft uns das nicht. Wir behinderte Menschen haben Rechte. Durch die Behindertenrechtskonvention und das Grundgesetz sind Teilhabe und Barrierefreiheit unser Recht, kein freiwilliges Almosen.

Doch Inklusion stellt im Kapitalismus eine Illusion dar.

Wir sind keine Bittsteller*innen.
Wir brauchen gleiche Rechte und faire Chancen, an jedem Tag!

Weg mit den Ableistischen Strukturen! Für selbstbestimmtes Leben!

anti-ableistische Aktion Lüneburg
ableismus@nirgendwo.info