PM der antiableistischen Aktion Lüneburg vom 13.5.2025
- Rollstuhlfahrer wird mit Gewalt aus einem Metronom Zug geworfen und am Bahnsteig stehen gelassen (4.5.2025)
- Kein Einzelfall: Weitere Betroffene berichten über ableistische dikriminierende Erfahrungen. Ein Mitarbeiter der Metronom Eisenbahngesellschaft (Herr K.) sticht dabei besonders heraus.
Am 4. Mai 2025 wurde einem Rollstuhlfahrer am Lüneburger Bahnhof untersagt, im Rollstuhlabteil mit dem Metronom zu fahren. Der Zug sei angeblich voll. Fußgängerinnen durften während der Außeienandersetzung weiterhin in den Zug einsteigen. Ebenfalls waren einige Fahrradfahrerinnen in andere Abteile des Metronoms eingestiegen, ohne daran gehindert zu werden. Nur der Rollstuhlfahrer durfte nicht mitfahren. Obwohl die Rollstuhlplätze… durch Fußgänger*innen besetzt waren! Diese hätten laut Beförderungsbedingungen Platz machen müssen. Herr K., ein Mitarbeiter von Metronom, untersagte dem Rollstuhlfahrer die Mitfahrt. Dieser wollte sich die Diskriminierung nicht gefallen lassen und stieg trotzdem aus eigener Kraft ein, der Rollstuhl passte gerade in den Zug hinein. Herr K. verhielt sich aggressiv, griff nach dem Rollstuhl und warf diesen auf dem Bahnsteig. Herr K. versuchte, den Rollstuhlfahrer, der sich dann ohne seinen Rollstuhl im Zug befand, unter Einsatz von umfangreicher körperlicher Gewalt aus dem Zug zu entfernen, Fahrgäste halfen den Schaffner dabei. Sie ließen erst von ihm ab, als dieser sich körperlich zu Wehr setzte. Der Rollstuhlfahrer wurde im Zuge der Auseinandersetzung verletzt und verließ den Zug nach längerer Diskussion mit der hinzugerufenen Polizei, die die Anordnung des Schaffners und nicht die Grundrechte des behinderten Fahrgastes durchsetzen mochte. Der Zug fuhr ohne den Rollstuhlfahrer, er wurde als einziger zurück gelassen.
Zu diesem Zeitpunkt trafen Mitglieder der anti-ableistischen Aktion Lüneburg ein, die entsetzt über die Verletzungen des betroffenen Rollstuhlfahrers, die Schäden am Rollstuhl und die gewaltvolle und diskriminierende Verhinderung seiner Mitfahrt waren.
Die Metronom Eisenbahngesellschaft rechtfertigt sich und betreibt victim blaming, versucht die Glaubhaftigkeit der Schilderungen in Frage zu stellen. Statt Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen.
Über das Geschehen am Lüneburger Bahnhof existieren Video-Mitschnitte, die die anti-ableistische Aktion Lüneburg vollständig sichten durfte. Dabei fiel auf: der Mitarbeiter, der den Rauswurf zu verantworten hat, ist kein Unbekannter. Drei Rollstuhlnutzende haben den Schaffner auf dem Video erkannt. Sie alle drei wurden in der Vergangenheit bereits durch diesen Schaffner angegangen und diskriminiert.
Noah pendelt zu Arbeit von Lüneburg nach Hamburg:
“ Ich erinnere mich an eine sehr stressige Situation. Herr K. ließ Fußgänger*innen zuerst einsteigen. Diese besetzen die Rollstuhlplätze. Dann sagte Herr K. zu mir, ich könne nicht mitfahren, der Zug sei voll. Ich musste lange diskutieren, bis ich endlich mein Recht mitzufahren durchsetzen konnte.“
Cécile berichtet ebenfalls über ableistische Erfahrungen:
„An eine Fahrt, bei der ich an Herrn K. aneinander geraten bin, erinnere ich mich gut: Die Einstiegstür mit Rampe für Rollstuhlnutzende beim Einstieg in Harburg war deffekt. Ich war mit meinem Aktivrollstuhl unterwegs und entschied kurzerhand, die andere Tür zu nehmen. Das Personal schrie aus der Entfernung man nehme keine Rollstuhlfahrer mit. Ich wollte mir das Recht mitzufahren nicht nehmen lassen und stieg ein. Das Personal, allen voran Herr K. baute sich im Zug vor mir auf und warf mir mit aggressiver Stimme Hausfriedensbruch vor, wollte meine Personalien, drohte mit Polizei. Ich hätte gegen die Anordnung des Personals verstoßen, mein Recht mitzufahren – das mir sowieso von Beginn an verwehrt wurde – verwirkt, hieß es. Herr K. verhielt sich ausgesprochen aggressiv und unfreundlich, anders als ich es sonst von Metronom-Personal gewohnt bin. In Lüneburg halfen mir Fahrgäste aus dem Zug. Vergessen habe ich diese diskriminierende Erfahrung nicht. Sie kam wieder hoch als ich das Video sah und den Schaffner erkannte.“
Justine ergänzt:
„Ich wollte von Hamburg nach Lüneburg fahren. Ich hatte mich erkundigt, ob die Aufzüge funktionieren und ob ich mit meinem E-Rollstuhl Metronom fahren kann. Es hieß ja, das geht klar. Ich habe auf den Zug vorne, wo der Rollstuhlwagen hält, gewartet. Als die Türen aufgingen, bediente Herr K. die Rollstuhlrampe nicht, er ließ die Fußgängerinnen und Menschen mit Kinderwagen einsteigen. Ich fragte, was das soll, sagte ich wolle auch mitfahren, ich habe einen wichtigen Termin. Herr K. erwiderte, die Anderen müssen auch zur Arbeit und es sei wichtiger. Der Ton war bedrohlich, ich bekam Angst. Ich habe gefragt, woher er wissen wolle, dass mein Termin nicht so wichtig ist wie der von den Anderen. Er möge mich bitte jetzt endlich rein lassen, Platz sei vorhanden. Herr K. kam ein paar Schritte auf mich zu, ich habe richtig Angst bekommen. Ich wurde am Bahnsteig zurückgelassen. Es kann so nicht weiter gehen, dass Menschen mit Behinderung Angst bekommen, Bahn zu fahren und zurückgelassen werden! Jeder hat das Recht auf Mobilität!“
Die antiableistische Aktion Lüneburg fordert Konzequenzen: die meisten Mitarbeiter*innen agieren professionel und suchen nach Lösungen wenn es Probleme mit der nicht-barrierefreien Infrastruktur gibt. Herr K. sticht dagegen mit wiederholtem diskriminierendem Verhalten heraus. Er ist für diese Arbeit nicht geeignet. Er muss entlassen werden. Oder mit anderen Aufgaben, bei denen er keinen Schaden anrichten kann, betraut werden.
Außerdem kann es nicht angehen, dass immer wieder Rollstuhlfahrer*innen die Mitfahrt verweigert wird, weil Nichtbehinderte Ihre Plätze belegen. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Rollstuhlplätzen pro Zug. Wenn andere Fahrgäste nicht von selbst akzeptieren, die Rollstuhlplätze für gehbehinderte Reisende frei zu geben, muss dies durch das Personal eingefordert werden. Denn behinderte Menschen haben das gleiche Recht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen, wie andere Menschen auch.
Bei Rückfragen wenden Sie sich gern an die anti-ableistische Aktion Lüneburg: ableismus@nirgendwo.info
Kontakt zu Betroffenen kann hergestellt werden.
Bild: Screenshot aus einem Instagram Video von @feurigerilias