PM – Zwei erfolgreiche Aktionstage für barrierefreie Öffis

Aktionsbilder :
* Kundgebung in Köln und Aktionsfahrt
* Kletteraktion mit Rollstuhl in Frankfurt am Main west

Wir als Aktionsgruppe „Rollfender Widerstand“ haben an diesem Wochenende den öffentlichen Verkehr herausgefordert. Auftakt war eine Kundgebung am nicht barrierefreien Bahnhof Köln Messe Deutz. Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und Menschen ohne Einschränkungen beteiligten sich an einer bunten Demo mit mehreren Redebeiträgen. Danach gab es eine kollektive Zugfahrt nach Frankfurt am Main, bei der leider wegen Barrieren am Bahnhof nicht alle von Anfang an dabei sein konnten.
Am Samstag gab es dann eine ungewöhnliche Kletteraktion mit Personen in Rollstühlen und großen Bannern am Bahnhof Frankfurt West. Dieser wichtige Knotenpunkt ist ebenfalls nicht barrierefrei. Obwohl sich die Kletternden nicht im Gleisbereich, sondern an der Außenfassade des Bahnhofs aufhielten, schränkte die Bahn zeitweilig den Bahnverkehr ein. Während der Aktion gab es viele interessante Gespräche mit Bahnreisenden. Als Reaktion auf die Aktion berichteten der Gruppe viele Menschen von den Barrieren, die sie beim Bahnfahren erleben. Die Aktivist*innen beendeten die Aktion selbstbestimmt, indem sie sich wieder abseilten. Wir können auf weitere Aktionen des „Rollfenden Widerstands“ gespannt sein. Kletteraktivist*in Max: „Die Barrieren können sich warm anziehen!“

Banner-Drop mit kletternden Rollstuhlfahrer*innen

Für eine Verkehrswende MIT Barrierefreiheit

Bildergalerie

Ungewöhnliches Bild am Bahnhof Frankfurt am Main West an diesem frühen Samstag: Behindertengerechtigkeitsaktivist*innen klettern mit ihren Rollstühlen und seilen sich an der Fassade des Bahnhofes mit einem Banner, auf dem „Mobilitätswende für alle“ steht, ab.Zwei Menschen in Rollstühlen haben sich abgeseilt, dazwischen ein Transparent "Mobilitätswende für Alle" und an den Seilen auch zwei Menschen ohne Rollstühle

Mit dieser ungewöhnlichen Aktion will die Aktionsgruppe Rollfender Widerstand – direkte Aktion gegen Barrieren – auf die ableistische Verkehrspolitik, die die Rechte von Menschen mit Behinderung mit Füßen tritt, aufmerksam machen. Die Aktivist*innen haben den Bahnhof Frankfurt am Main West für ihre Aktion gewählt, weil dieser nicht barrierefrei ist, obwohl er in Frankfurt eine wichtige Rolle im Regional- und Fernverkehr hat. Der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs ist zwar in Planung, doch es geht zu langsam voran; laut Personenbeförderungsgesetz müsste der Bahnhof seit Anfang diesen Jahres barrierefrei umgebaut sein. Das steht beispielhaft für die gesamte Verkehrspolitik. Barrierefreiheit hat in den Köpfen von Politiker*innen und Planer*innen keine Priorität.

Aktuelles zur Aktion sowie Bilder findet ihr bei Twitter oder bei Mastodon falls ihr kein Twitter Konto habt.

Den Aktivist*innen geht es bei ihrer Aktion um mehr als den stufenlosen Zugang für Rollstuhlfahrer*innen. Sie fordern auch andere Behinderungen und chronische Krankheiten zu berücksichtigen und präsentieren Ideen zum Abbau verschiedener Barrieren, um klimafreundliche Mobilität für Alle möglich zu machen. Beispielsweise fordern sie mehr Schlaf und Liegewagen damit auch chronisch Kranke besser mitfahren können und auch weniger übervolle Züge da diese unter anderem für neurodivergente Menschen besonders schwer zugänglich sind. (Siehe unten für die gesamten Forderungen).

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Mobilitätswende für Alle! – Demo in Köln Messe/Deutz und Bahnfahrt nach Frankfurt am 19.08.2022

Heute, 19.08.2022, hat der Rollfender Widerstand für Mobilitätswende für Alle und Barrierefreiheit im Bus und Bahn in Köln Messe Deutz demonstriert.
Etwa funfzehn Menschen vor dem Koeln Messe Deutz Bahnhof. Manche im Rollstuhl, manche stehen. Sie halten einen Banner wo Mobilitaetswende fuer alle draufsteht, da drunter ein symbol fuer ein Rollstuhl, ein nicht hoerendes Ohr, und ein Mensch mit Gehstock
Wenn du mehr zu unsere Forderungen erfahren willst, kannst du hier unser Flyer lesen.

Zwei Menschen im Rollstuhl und zwei laufende Menschen ueberqueren die Bruecke ueber den Rhein bei Koeln Messe Deutz

Schon der Hinweg an sich war nicht unbedingt so barrierearm.
Eine Steintreppe nah der Bruecke bei Koeln Messe Deutz. Ein Mensch im Rollsuhl wird hochgeschoben, weahrend ein anderer ihm entgegen runtergeschoben wird.
Aber mit genug Leute zum tragen geht das!
Gegen 10:00 ging das Demo und damit auch die Pressekonferenz los.

Mobilitätswende für Alle! – Demo in Köln Messe/Deutz und Bahnfahrt nach Frankfurt am 19.08.2022 weiterlesen

PM – Demo und Aktionsfahrt für Mobilitätswende mit Barrierefreiheit – Bhf Köln Messe Deutz 19.08. ab 10.00

Pressemitteilung von der Gruppe „Rollfender Widerstand“, vom 17.08.2022

Dürren. 9€ Ticket. Waldbrände. Überfüllte Züge. Die klimafreundlichen öffentlichen Verkehrsmittel müssen dringend ausgebaut werden, und zwar so, dass Alle mitfahren können, auch Menschen mit Behinderungen! Kundgebung und kollektive Bahnfahrt – auch mit Rollstuhlfahrer*innen und anderen behinderten Menschen.

Der rollfende Widerstand – direkte Aktion gegen Barrieren ist eine bunte Gruppe aus Menschen mit und ohne Behinderung. Sie wollen für den barrierearmen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel demonstrieren. Am Freitag, den 19.08.2022, ab 10.00 Uhr am (noch nicht barrierefreien) Bahnhof Köln Messe Deutz. Gegen 12.00 gehts los: mit dem 9 € Ticket und mehreren Rollstuhlfahrer*innen nach Frankfurt am Main (dort ist der Sitz der Bahn und selbst in Frankfurt sind nicht alle Fern- und Regionalverkehr-Bahnhöfe barrierefrei). “Kommt vorbei oder begleitet uns auf der Zugfahrt!”

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19.8. Kundgebung und Aktionsfahrt

Picshare. Text: Demo gegen Barrieren in Zug und Bus Freitag 19.08.22 10.00 - demo Köln Messe-Deutz 12.00 gemeinsame Zugfahrt nach Frankfurt alle sind eingeladen, ob laufend oder rollend! Grafik: Lila Hintergrund. Schemenhaft gezeichnete Menschen im Rollstuhl und mit Blindenstock, zwei Züge im Hintergrund. Unten rechts das Logo der Gruppe Rollfender Widerstand, Kreis blauscharz geteilt mit Menschen und Menschen mit Rollstuhl abgebildet und Name der Gruppe rund um.

Hallo!

Wir sind eine kleine Gruppe die gegen Ableismus kämpft, der Rollfende Widerstand – direkte Aktion gegen Barrieren ( kommt von Rollen und Laufen).

Wir haben in Köln am 19.08. von 10-12 Uhr eine Demo am Bahnhof Köln Messe Deutz angemeldet (Bahnhofsvorplatz). Für Verkehrswende MIT Barrierefreiheit. Außerdem haben wir geplant eine lustige Bahnfahrt mit vielen von Ableismus betroffenen Menschen zu machen um die Barrieren der Bahn aufzuzeigen.
Dann fahren wir nach Frankfurt am Main und kommen hoffentlich an!

Mitstreiter*innen ob mit oder ohne Behinderung sind herzlich willkommen, je mehr Menschen desto besser! Es ist auch möglich nur ein Stück der Strecke mitzufahren. Wir fahren mit 9 Euro Ticket und Wertmarke.

Wenn ihr Fragen habt schaut gerne auf unsere Internetseite (fightableism.noblogs.org) und Twitter (https://twitter.com/Fight_Ableism) oder schreibt uns eine Mail (fight-ableism[at]riseup.net )

Viele Grüße,

Rollfender Widerstand

Direkte Aktion gegen Barrieren

Verkehrswende mit Barrierefreiheit – Rollfender Widerstand – Direkte Aktion gegen Barrieren

Siehe Transkript unten

Siehe Transkript unten

Text Vorderseite:

Verkehrswende MIT Barrierefreiheit

Angesichts des voranschreitenden Klimawandels ist klar, das eine schnelle soziale und ökologische Mobilitätswende nötig ist. Damit die gelingt, muss klimaneutrale Beförderung in Zukunft für alle zugänglich sein!
Heute sind in Deutschland sowohl der öffentliche Nah- als auch der Fernverkehr voller Barrieren. Das ist ein Verstoß gegen die UN Behindertenrechtskonvention!

Unsere Ideen um Barrieren abzubauen:
– Mobilitätsservice: Unbürokratisch und ohne Anmeldung, Verfügbar so lange Züge fahren
– Berücksichtigung unterschiedlicher Behinderungen und Einschränkungen bei der Infrastruktur: z.B. (rollstuhlbefahrbare) Liegewagen und Ruhewagen für neurodivergente Menschen und für chronisch Kranke die sich ausruhen müssen oder nicht lange sitzen können
– Durchsagen sowohl per Lautsprecher als auch auf der Anzeigetafel.
– Unbürokratische Entschädigung von Betroffenen bei Barrieren und Diskriminierung
– Schulung über Ableismus für Mitarbeitende der Deutschen Bahn
– Weiterhin Maskenpflicht, da wichtig für Menschen mit Immunschwäche
– Mehr als einen Wagen mit Rollstuhlplätzen pro Zug
– Keine neuen (Fernverkehrs)Züge mit Stufen bestellen
– Mehr Sitzgelegenheiten an Bahnhöfen

Forderungen für ÖPNV und Fernverkehr
– Ausbau: Mehr Platz, mehr erreichbare Orte, direktere Verbindungen
– Schneller barrierefreier Umbau
– Möglichst kostenfrei (z. B. 9-Euro-Ticket)

Text Rückseite:

Alle Menschen haben gemäß Grundgesetz das Recht auf Teilhabe am öffentlichen Leben und niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die bereits 2009 ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet Deutschland im öffentlichen Raum einen „gleichberechtigten Zugang […] zu Transportmitteln“ zu schaffen. Seit dem 01.01.2022 soll laut Personenbeförderungsgesetz (PBefG) der öffentliche Nahverkehr barrierefrei sein. Trotzdem werden viele Menschen täglich durch existierende Barrieren von einem gleichberechtigten Zugang zu Mobilität ausgeschlossen, die gesetzliche Umsetzung verschoben. Nach Angaben der Deutschen Bahn sind aktuell 21% der Bahnhöfe nicht stufenfrei erreichbar und Menschen im Rollstuhl müssen lange Umwege in Kauf nehmen. Die Fernverkehrszüge sind fast ausnahmslos nicht ohne fremde Hilfe zugänglich. Fahrten mit Rollstuhl müssen 24 Stunden vorher angemeldet werden und auch dann kann die Fahrt nicht gewährleistet werden. Auf Anfragen antwortet die Deutsche Bahn beispielsweise, „Bahnhöfe mit einem geringen Aufkommen von unter 1000 Reisenden am Tag nur in bestimmten Fällen barrierefrei auszubauen“. Das ist kein gleichberechtigter Zugang!

Doch es sind nicht nur die reale Barrieren, die behindern, sondern auch unsere diskriminierenden Denkweisen. Es geht hier nicht um ein paar Einzelfälle: 10% der in Deutschland lebenden Menschen haben eine Behinderung; weltweit sind es sogar 15%. Menschen mit Behinderung fallen im Alltag häufig kaum auf, weil beispielsweise die Behinderungen unsichtbar sind oder Menschen diese verstecken wo sie können, weil sie damit nicht akzeptiert werden. Außerdem können Menschen mit Behinderung aufgrund von Barrieren nicht am Alltagsleben teilnehmen oder sie werden bewusst verdrängt, weil sie als unangenehm wahrgenommen werden. Diese strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderung wird als Ableismus bezeichnet. Sie entsteht durch reale Barrieren, aber auch durch gedankliche Bewertungen, Bilder und Stereotypen.

Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Menschen mit Behinderung selber oder mit ihren direkten Bezugspersonen die Barrieren überwinden können. Barrierefreiheit ist ein Grundrecht und deshalb kein „nice-to-have“ und „mal schauen, wann wir mit dem Umbau fertig sind“. Solange ein Grundrecht nicht eingehalten wird, muss es eine Entschädigung für Diskriminierung geben. Statt einer diskriminierenden Verkehrsinfrastruktur brauchen wir eine inklusive Mobilitätswende, die eine wirkliche Teilhabe ermöglicht. Damit meinen wir konkret, dass der Zugang und die Benutzung von sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln für Menschen mit Behinderung ohne fremde Hilfe gewährleistet werden muss.

Rollfender Widerstand – Direkte Aktion gegen Barrieren

Weitere Infos:

fightableism.noblogs.org

twitter.com/Fight_Ableism